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Lochkamera

In der Galerie finden sich zahlreiche Bilder, die mit verschieden Lochkameratechniken entstanden sind. Faszinierend ist die typische Anmutung klassischer Lochkamera-Aufnahmen: Die Bilder wirken weicher und impressionistischer als konventionelle Fotos. Ebenso wie in unseren eigenen Erinnerungsbildern bleiben Bilddetails unscharf und verlieren in der Gesamtkomposition an Bedeutung.

Eine Lochkamera (pinhole camera) besitzt keine Linsenoptik, sondern verfügt lediglich über eine kleine Öffnung an der Frontseite. Meist ist diese Öffnung rund. Aber auch schlitzförmige und quadratische Öffnungen sind möglich. Wegen den erforderlichen geringen Lochgrößen sind Lochkameras sehr lichtschwach und haben hohe Blendenwerte. Diese sorgen für eine hohe Lichbeugung und damit für die typische Unschärfe von Lochkameraaufnahmen.

Die hohen Blendenwerte bedingen zudem auch lange Belichtungszeiten, die für jede Aufnahme - ausgehend von den Messungen eines Handbelichtungsmessers - berechnet werden müssen. Ein typisches Beispiel für eine Mittelformat-Lochkamera: Ergibt sich laut Handbelichtungsmesser für einen 100-ASA-Film und Blende f/16 eine Belichtungszeit von 1/250 Sekunde, muss mit der Lochkamera 1 Sekunde, also der 250-fachen Zeit, belichtet werden. Bei schwächerem Licht sind zudem die spezifischen Schwarzschildeigenschaften des verwendeten Filmmaterials zu berücksichtigen. Der Schwarzschildeffekt beschreibt das Phänomen, dass im Bereich sehr kurzer und sehr langer (ab ca. 1 Sekunde) Belichtungszeiten keine proportionale Beziehung zwischen einfallender Lichtmenge und erforderlicher Belichtungsdauer besteht. Wäre im obigen Beispiel bei Blende f/16 eine Belichtungszeit von 1/4 Sekunden erforderlich, müßte man mit der Lochkamera - bei Verwendung eines typischen 100-ASA-Films, bereits 480 mal länger belichten. Wäre die Normalbelichtungszeit 1 Sekunde, müßte mit der Lochkamera gar 600 mal länger, also mit 10 Minuten, belichtet werden.

Der Effekt dieser langen Belichtungszeiten auf bewegte Motivteile hängt von der vorhandenen Lichtmenge ab: Bei typischen Tageslichtaufnahmen entsteht zusätzlich zur oben erwähnten Beugungsunschärfe noch Bewegungsunschärfe. Bei schwachen Lichtverhältnissen erscheinen bewegte Motivteile dagegen gar nicht mehr auf dem Foto. Es werden lediglich die unbewegten Motivteile abgebildet

Durch den Einsatz von Graufiltern kann man die erforderlichen Belichtungszeiten bewußt verlängern. Im Normalfall besteht hierbei das Ziel in der Eliminierung bewegter Motivteile. In der Astrofotografie verfolgt man durch lange Belichtungszeiten gewissermaßen das gegenteilige Ziel, nämlich die Darstellung von Bewegung: Fotografiert man beispielsweise durch die Verwendung eines adäquaten Graufilters die Sonne für einige Stunden, so erscheint deren scheinbare Bahn als Lichtspur auf dem Foto. (Man spricht von scheinbarer Bahn, weil sich ja die Sonne selbst nicht bewegt.) Verlängert man die Belichtungszeit gar auf mehrere Monate, so entsteht eine System scheinbarer Sonnenbahnen.

Weitere Eigenschaften von Lochkameras: Eine Lochkamera verfügt über eine nahezu unendliche Schärfentiefe. Alle Objekte werden unabhängig von ihrer Entfernung gleich (un)scharf abgebildet. Lochkameras weisen - im Gegensatz zu Linsensystemen - keine Aberrations- und Asymmetriefehler auf. Es gelingen Aufnahmen, die der idealen optischen Abbildung sehr nahe kommen.

Einige der verwendeten Kameras und Zubehörteile wie Löcher, Filter, Verschlüsse und Shifteinrichtungen sind Eigenentwicklungen.

Die Belichtung erfolgt auf Kleinbildfilm, Mittelformatfilm und Fotopapier. Nach der Filmentwicklung erfolgt die weitere Bearbeitung digital.